Lebenslauf
16.10.1928 | Geboren in Berlin-Köpenick. |
1939 | Gymnasium "Körnerschule" in Berlin-Köpenick. |
1944 | Wegen Einberufung zum Reichsarbeitsdienst Beendigung des Gymnasiums mit Vorsemesterbescheinigung. Ausbildung zum Funker an der Luftnachrichtenschule Halle. |
23.4.1945 | Verwundet im Volkssturmeinsatz beim Kampf um Berlin. Lazarettaufenthalt. Anschließend kurz in russischer Kriegsgefangenschaft. Flucht und Rückkehr nach Köpenick. Anschließend Arbeit als Radioelektriker. |
13.6.1945 | Verhaftung durch das NKWD, weil ein Bekannter aus der Nachrichten-HJ in brutalen Verhören drei Namen nennen musste. |
22.7.1945 | Verurteilung ohne Rechtsbeistand durch ein Sowjetisches Militärtribunal in Berlin-Hessenwinkel nach den Artikeln 19 und 58-8, 19 und 58-9 und 58-11 des StGB der RSFSR zu 15 Jahren Haft. Anschließend kurzzeitige Inhaftierung im ehemaligen Olympischen Dorf bei Elstal und Frankfurt/Oder. |
16.10.1945 | Abtransport im Viehwaggon in Richtung Sowjetunion. Im Zug sind ca. 1 000 Russen und 60 Deutsche. |
9.11.1945 | Ankunft im Lager Rybinsk, 280 km nördlich von Moskau gelegen. 20 Deutsche sind unterwegs gestorben. |
1948 | Alle politischen Gefangenen werden unter strengerem Regime in den Lagerbezirk Potma, etwa 300 km südöstlich von Moskau, verlegt. Arbeit als Lagerelektriker. |
1951 | Verlegung in das Straflager 14, weil ein Stutschak (Lagerspitzel) behauptete, Schmidt könne den Palisadenzaun des Lagers elektrisch in Brand setzen. |
Mitte 1953 | Transport fast aller Deutschen vom Lager Potma nach Tapiau (Ostpreußen). Etwa 180 Gefangene werden wieder zurückgeschickt, vier weitere werden von einem Posten erschossen. |
Ende 1953 | Rückkehr im Güterwaggon nach Deutschland. |
25.12.1953 | Ankunft in Frankfurt/Oder. |
27.12.1953 | Entlassung aus dem Lager Fürstenwalde/Spree. Mit dem Nahverkehr nach Berlin-Köpenick. |
Januar 1954 | Flucht nach West-Berlin. |
1954 - 1957 | Studium der Elektro- und Fernmeldetechnik an der "Fachhochschule Gauß" in Berlin. Abschluss als Dipl. Ing. |
1957 - 1975 | Ingenieur bei "Telefunken" in Berlin und bei "Philips" in Hamburg. |
1975 - 1991 | Produktmanager bei "Philips Medizintechnik". |
1996 | Rehabilitierung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation. |
2.5.2014 | Verstorben in Hamburg. Ulrich Schmidt war zuletzt verwitwet und hinterlässt eine Tochter. |
Biografisches
"Am 13. Juni 1945, etwa gegen 7 Uhr früh, wurde ich vom russischen NKWD in Berlin-Köpenick aus der Wohnung meiner Eltern abgeholt. Ich war damals 16 Jahre alt und wollte gerade zur Schule gehen. Man hat mich dann mehrere Monate in verschiedenen Kellern festgehalten. Im Oktober 1945 wurde ich in einem Hause am Dämeritzsee in Berlin-Hessenwinkel, Kanalstraße 40, von einem Tribunal ohne Rechtsbeistand zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt."
"Mir fallen die Erinnerungen an diese Kellerzeit schwer. Da gab es dauernde Verhöre und beliebige aus der Luft gegriffene Anklagen: dass man 'Sabotage' gemacht habe, einer 'Bande' angehöre, ein 'Werwolf' sei, usw. Bald wurde mir klar, dass ich aus dieser Lage wohl kaum wieder herauskommen würde und ich Schule und Studium abschreiben muss, ich fiel in eine tiefe Depression."
Schmidt, Ulrich: Meine "Gulag Karriere".
Unveröffentlichte Memoiren, Hamburg 2008.
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