Lebenslauf
17.12.1930 | Geboren in Jena. |
1949 | Abitur in Mühlhausen (Thüringen). |
Sommer 1949 | Schlosserlehre im VEB Möve-Werk in Mühlhausen, um von dort zum eigentlich gewünschten Ingenieursstudium delegiert zu werden. |
5.8.1950 | Verhaftung durch das MfS wegen Anklebens von Flugblättern mit antikommunistischem Inhalt. |
6.8.1950 | Transport ins "Weiße Haus" in Weimar. |
17.8.1950 | Übergabe an das russische MDW. Unterbringung im Weimarer Landesgerichtsgefängnis. |
18.3.1951 | Gruppenprozess gegen neun Personen ("Gruppe Peters"). Urteil durch ein Sowjetisches Militärtribunal. Die Mitangeklagten Kurt Kramer, Walter Peters, Gertrud Peters und Horst Zschuppe werden zum Tod durch Erschießen verurteilt und am 14. Juni 1951 in Moskau hingerichtet. Verurteilung Dietmar Bockels nach den Artikeln 58-6 ("Spionage"), 58-10 ("antisowjetische Propaganda") und 58-11 ("Gründung einer Untergrundorganisation") des StGB der RSFSR zu 25 Jahren Zwangsarbeit. Transport einige Tage nach der Verurteilung von Weimar über die Stationen Berlin-Lichtenberg, Brest-Litowsk, Gomel, Moskau, Wologda nach Workuta. |
Bis Ende 1954 | Zwangsarbeit in Workuta, im Kohlenbergbau (29. Schacht/Lager 10). |
Juli 1953 | Streik in mehreren Kohleschächten in Workuta. Am 1. August 1953 wird eine Ansammlung von ca. 400 - 500 Häftlingen, darunter Dietmar Bockel, Heini Fritsche und weitere Deutsche, von MWD-Truppen zusammengeschossen. Das Ergebnis: 64 Tote, darunter zwei Deutsche, und 123 Leicht- und Schwerverwundete (u.a. Heini Fritsche). |
1955 | Bis zum Abtransport Anfang Dezember Zwangsarbeit in Rewda bei Swerdlowsk (jetzt: Jekaterinburg) im Fabrik- und Siedlungsbau. Entlassung auf Grund der Intervention durch Bundeskanzler Konrad Adenauer in Moskau. |
10.12.1955 | Ankunft in Fürstenwalde/Spree (DDR). |
15.12.1955 | Transport ins Grenzdurchgangslager Friedland (Niedersachsen/BRD). |
17.12.1955 | 25. Geburtstag. Abholung aus Friedland durch Verwandte. „Wieder frei!“ |
1956 | Beginn des Maschinenbau-Studiums an der Universität Stuttgart. |
1961 - 1996 | Arbeit bei der Daimler Benz AG als Dipl.-Ing. |
1994 | Rehabilitierung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation der drei überlebenden Mitglieder der "Gruppe Peters" sowie der Hingerichteten. |
9.6.2019 | Verstorben in Ludwigsburg. Dietmar Bockel hinterlässt seine Ehefrau und zwei Töchter. |
Biografisches
"Nach der Verurteilung durch ein Sowjetisches Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit wurde ich noch einmal zu einem Vernehmungsoffizier geholt. Der war sehr jovial, freundlich. Zigaretten, Tee. Er sprach sehr gut deutsch. Bei der Gelegenheit sagte ich ihm, er und ich seien die zwei Menschen auf der Welt, die sicher und genau wüssten, dass ich keine Spionage getrieben habe. Wieso dann ein solch furchtbarer Ablauf!? Er: 'Wenn Sie einen Waggon voller Äpfel haben, dann schauen Sie gelegentlich nach, ob die Äpfel noch gut sind. Finden Sie einen, der fleckig ist, dann werfen sie ihn raus, damit er die anderen nicht ansteckt. Sehen Sie, Sie sind solch ein fleckiger Apfel.'"
Privatarchiv Dietmar Bockel
workuta.de