Lebenslauf
12.5.1923 | Geboren in Danzig. |
1940 | Reifeprüfung am Reform-Real-Gymnasium in Potsdam. |
Sommer 1940 | Arbeitsdienst in Süddeutschland. Danach Beginn des Rechtsstudiums an den Universitäten in Freiburg/Br. und München. |
8.12.1942 | Referendar-Examen beim Oberlandesgericht in Innsbruck. |
Bis April 1945 | Soldat bei verschiedenen Einheiten der Wehrmacht. |
3.7.1945 | Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft. |
24.3.1946 | Amtsanwalts-Anwärter bei der Oberstaatsanwaltschaft in Berlin-Mitte. |
1.7.1946 | Beginn des juristischen Vorbereitungsdienstes im Bezirk des Kammergerichts Berlin. |
1946 - 1948 | Freier Mitarbeiter in der Lokalredaktion der West-Berliner Tageszeitung "Der Tagesspiegel" zu justiz-politischen Themen. |
21.5.1949 | Von Agenten der Abteilung K5 des Potsdamer Polizeipräsidiums in den Ostsektor Berlins gelockt und dort verhaftet. Überführung nach Potsdam ins Gefängnis Lindenstraße und dort Übergabe an die sowjetische Besatzungsmacht. |
28.9.1949 | Durch Beschluss einer Sonderberatung im Ministerium für Staatssicherheit der SU (Ferntribunal) ohne Gerichtsverfahren nach Artikel 58-6 des StGB der RSFSR wegen angeblicher "Spionage" für die amerikanische Besatzungsmacht zu 25 Jahren Zwangsarbeit in der Sowjetunion verurteilt. |
November 1949 | Deportation über das Speziallager Sachsenhausen, Brest, Orscha, Gorki und Kirow nach Workuta. Zwangsarbeit im Kohleabbau, Schacht 12 und 14. |
12.1.1956 | Entlassung / Ankunft in Friedland (Niedersachsen/BRD). |
5.4.1956 | Berufliche Wiedereinarbeitung durch einen erneuten juristischen Vorbereitungsdienst. |
4.7.1957 | Große Staatsprüfung vor dem Justizprüfungsamt in Berlin. |
1961 | Heirat. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor. |
1957 - 1985 | Richter am Landgericht Berlin/Leitender Regierungsdirektor im Bundeskartellamt. |
1985 - 1995 | Rechtsanwalt. |
2000 | Rehabilitierung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation. |
16.8.2017 | Verstorben in Berlin-Zehlendorf. |
Biografisches
Workuta-Gedicht, verfasst im Gulag
Ulrich Büttner
6. Weihnacht
Wo ist die Weihnacht, die ich 'heilig' nannte,
die Nacht der Sammlung, das Gespräch mit Gott,
die mich im warmen Kerzenschimmer bannte
und "Frieden" rief und "Glück!" – nun ist sie tot!
Mir ward sie weih’los, nur mit Fluch beladen,
der schäumend über mir zusammenschlägt,
und mich hier lässt in Schmach und Unrat baden –
schwer liegt er auf mir, schwarz und unbewegt …
Verstoßen aus dem trauten Kreis der Lieben,
entwunden allem Gutem, allem Halt,
bin ich auch heute in die Nacht getrieben
in Höllengruft und teuflischer Gewalt.
Mit Gott zu reden? Hab‘ ich nicht sechs Jahre
tags, nachts um ihn gekämpft, gezürnt, gefleht?
Längst liegt mein Glaube auf der Leichenbahre:
War je er mein, ich sein? Nun ist’s zu spät!
Das Lied vom Menschenglück und Wohlgefallen
klingt aus der Welt zu mir so schwach, so matt …
Und gab’s mir früher noch ein Fäusteballen,
wenn ich der Sänger dachte, freudensatt,
ist heut in mir nur abgeklärte Stille.
Erinn‘rungshauch nur blieb von heil’ger Nacht.
Nichts rührt die Seele … Gott, es war dein Wille –
Du selbst entgabst mich damals deiner Macht!
Privatarchiv Ulrich Büttner
workuta.de