Workuta.de

Biografisches

"Anita Wille wurde mit 19 Jahren verhaftet, weil sie einen Mann liebte, der aus dem Westen kam. Sie saß zunächst im Zuchthaus 'Roter Ochse' in Halle/Saale und erlernte das Morsealphabet, damit sie sich mit anderen Gefangenen über Klopfzeichen verständigen konnte. Ein Klopfton ist ein A, zwei ein B und so weiter. Nach 13 Monaten Untersuchungshaft im 'Roten Ochsen' wurde Anita Wille für viereinhalb Jahre zum Gleisbau ins nordrussische Lager Workuta gebracht, verurteilt zu 25 Jahren Strafarbeit. 1955 kam sie frei im Zuge der Verhandlungen Kanzler Adenauers in Moskau. Bei einer Weihnachtsfeier des 'Telegraph' 1955 für die Heimkehrer in West-Berlin erzählt ein 'Waldemar', wie er einsaß im 'Roten Ochsen' und Anita Wille fragte: 'Bist du der Waldemar aus Zelle 135?'. Sie hatte ihn vorher nie gesehen, kannte nur seine Klopfzeichen – und heiratete ihn, den 'Waldemar', und nicht den Mann aus dem Westen."

Berg, Guido: Klopfzeichen im "Roten Ochsen",
in : Potsdamer Neueste Nachrichten, 20. Mai 2008.

workuta.de

Drucken

schließen