workuta.de

Anita
Wille

geb. Hildebrandt
geboren 1931
in Gräfenhainichen

verstorben 2023
in Mulsum

Lebenslauf

12.5.1931 Geboren in Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt).
  Berufsschule, Verkäuferin und Angestellte in einem Restaurant.
10.4.1951 Verhaftung in Gräfenhainichen. Anschließend Untersuchungshaft in der Haftanstalt „Roter Ochse“ in Halle/Saale.
29.1.1952 Verurteilung durch ein Sowjetisches Militärtribunal zu 25 Jahren Straflager nach den Artikeln 58-2 und 58-11 des StGB der RSFSR.
8.5.1952 Abtransport von Halle/Saale nach Workuta. Anschließend Zwangsarbeit in Workuta.
15.10.1955 Haftentlassung nach Gräfenhainichen.
1.11.1955 Flucht nach West-Berlin.
1958 Heirat mit Waldemar Wille (*1929 - †2000), ebenfalls ehemaliger Workuta-Häftling.
1999 Rehabilitierung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation.
2004 Reise nach Workuta mit zwei anderen ehemaligen Häftlingen (Lothar Scholz und Horst Schüler).
  Anita Wille hat drei Kinder und lebte zuletzt zwischen Hamburg und Bremen.
15.1.2023 Verstorben in Mulsum (Niedersachsen).

Biografisches

"Anita Wille wurde mit 19 Jahren verhaftet, weil sie einen Mann liebte, der aus dem Westen kam. Sie saß zunächst im Zuchthaus 'Roter Ochse' in Halle/Saale und erlernte das Morsealphabet, damit sie sich mit anderen Gefangenen über Klopfzeichen verständigen konnte. Ein Klopfton ist ein A, zwei ein B und so weiter. Nach 13 Monaten Untersuchungshaft im 'Roten Ochsen' wurde Anita Wille für viereinhalb Jahre zum Gleisbau ins nordrussische Lager Workuta gebracht, verurteilt zu 25 Jahren Strafarbeit. 1955 kam sie frei im Zuge der Verhandlungen Kanzler Adenauers in Moskau. Bei einer Weihnachtsfeier des 'Telegraph' 1955 für die Heimkehrer in West-Berlin erzählt ein 'Waldemar', wie er einsaß im 'Roten Ochsen' und Anita Wille fragte: 'Bist du der Waldemar aus Zelle 135?'. Sie hatte ihn vorher nie gesehen, kannte nur seine Klopfzeichen – und heiratete ihn, den 'Waldemar', und nicht den Mann aus dem Westen."

Berg, Guido: Klopfzeichen im "Roten Ochsen",
in : Potsdamer Neueste Nachrichten, 20. Mai 2008.

workuta.de