workuta.de

Hansgeorg
Wagner

geboren 1925
in Goldap

Lebenslauf

26.7.1925 Geboren in Goldap (Ostpreußen).
1943 Not-Abitur bei Einberufung zur Luftwaffe. Ausbildung zum Flugzeugführer. Kurz vor Kriegsende Einsatz bei einer Fallschirmjägereinheit bei Remagen (Westfront).
1945 - 1947 Amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung Übersiedlung nach Döbeln (Sachsen), wohin die Eltern und Geschwister aus Ostpreußen geflohen sind.
1948 - 1951 Lehrer an der Schlossberg Schule in Döbeln.
Anfang 1951 Bewerbung um einen Studienplatz an der Freien Universität Berlin wegen der in der DDR politisch sehr beengten Verhältnisse. Protest gegen die Verhaftung liberaler Lehrerkollegen an Döbelner Schulen, u.a. der befreundeten Brüder Uli und Horst Schüppel. Beistand für Angehörige der Verschwundenen und Nachforschungen über deren Verbleib. Dadurch Kontakte zur "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit" (KgU) in West-Berlin. Mitgliedschaft im FDGB und in der LDP.
26.9.1951 Verhaftung in Diehsa (Oberlausitz). Überführung nach Dresden, Königsbrücker Straße; die meist nächtlichen Vernehmungen erfolgen in der Bautzner Straße in Dresden.
30.11.1951 Verurteilung durch ein Sowjetisches Militärtribunal in der Bautzener Straße wegen "antisowjetischer Propaganda" und "Bildung einer illegalen Gruppe" nach den Artikeln 58-10 und 58-11 des StGB der RSFSR zu 25 Jahren Freiheitsstrafe in einem "Arbeits- und Besserungslager". Anschließend Verschleppung von Dresden über Berlin-Lichtenberg, Brest-Litowsk, Gomel, Moskau, Wologda nach Workuta.
1951 - 1953 Zwangsarbeit in Workuta.
1953 - 1955 Transport zunächst ins Entlassungslager Tapiau (Ostpreußen), dann aber ins Straflager Potma (Mordowien).
5.10.1955 Haftentlassung.
10.10.1955 Heimreise über Fürstenwalde/Spree (DDR) nach West-Berlin.
1955 - 1959 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Freien Universität Berlin.
1958 Heirat.
1964 Zweite juristische Staatsprüfung in West-Berlin. Anschließend Verwaltungsjurist bei der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg.
1990 Pensionierung.
1997 Rehabilitierung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation.
  Hansgeorg Wagner ist seit 1983 verwitwet, hat eine Tochter und lebt in Feucht bei Nürnberg.

Biografisches

"Mein Vater, Georg Wagner (Pächter eines Hotels in Reichbach/OL - Sachsen), ist während meiner Haft enteignet worden und wurde wegen seiner aktiven Teilnahme am Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in Reichbach/OL verhaftet und verurteilt zu drei Jahren Haft in Bautzen. Mutter und Geschwister wurden in übelster Weise von örtlichen SED-Kreisleitungen schikaniert.
[...]

Nach der Haftentlassung, noch während meines Aufenthalts im Dahlemer Rotkreuzheim, habe ich mich zum Studium der Rechts- und Staatswissenschaften immatrikuliert. Die ersten beiden Semester waren nach der schlimmen Zeit in Workuta katastrophal. Ich blieb in West-Berlin, um meinen Familienangehörigen nach der Entlassung meines Vaters aus der Stasihaft in Bautzen den Weg in den freien Westen zu ermöglichen."

Privatarchiv Hansgeorg Wagner

workuta.de