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Biografisches

"Wir hörten russisches Stimmengewirr, als unsere Waggontür beiseite geschoben wurde. Draußen sahen wir Offiziere und Soldaten in dicken Pelzmänteln und Pelzmützen. Einige stiegen in das Innere unseres Waggons und bedeuteten uns auszusteigen. Wir waren von 60 Häftlingen in Brest-Litowsk noch 28 Überlebende; wir waren der Todeswaggon und wurden als erste ausgeladen. Es herrschte eine klirrende Kälte, nach meiner Erinnerung war es zirka minus 40 °C. Am späten Nachmittag des 21. Oktober 1945 endete unsere Irrfahrt nach sechs Wochen in INTA/WORKUTA am nördlichen Polarkreis; die gesamte Fahrtstrecke betrug zirka 5.000 Kilometer. Am azurblauen Himmel waren keine Wolken; die glutrote Sonne berührte knapp den Horizont und ergoss ihre Strahlen über die Weite der schneebedeckten Tundra."

Giesicke, Joachim: Zum Schweigen verurteilt. Tatsachenbericht eines deutschen Strafgefangenen in der Sowjetunion, 4. Aufl. Berlin (Selbstverlag) 2012, S. 51.

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