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Karl Heinz
Vogeley

geboren 1929
in Neuhaldensleben

verstorben 2022
in Haldensleben

Lebenslauf

28.2.1929 Geboren in Neuhaldensleben (jetzt Haldensleben, Sachsen-Anhalt).
1945 Abschluss der Mittelschule.
13.7.1945 Verhaftung in Haldensleben aufgrund eines Werwolfverdachts. Anschließend Untersuchungshaft in Erxleben und Stendal.
24.11.1945 Prozess gegen 11 Jugendliche vor einem Sowjetischen Militärtribunal. Verurteilung in Stendal nach den Artikeln 58-8, 58-9 und 58-11 des StGB der RSFSR (u.a. wegen "Sabotage") zu 15 Jahren Zwangsarbeit in der Sowjetunion. Insgesamt erhält die Gruppe 175 Jahre Zwangsarbeit. Sechs der Verurteilten überleben die Haft.
28.11.1945 Transport nach Frankfurt/Oder.
25.12.1945 Abtransport nach Kotlas (Sowjetunion). Ankunft nach über drei Wochen Transport. Nach 8-monatigem Lazarettaufenthalt in Kotlas Transport nach Petschora (Verteilungslager).
August 1946 Ankunft in Xanowai bei Workuta. Zwangsarbeit als Gleisarbeiter.
September 1948 Abtransport nach Djeskasgan (Kasachstan). Zwangsarbeit im Kupferbergwerk.
17.6.1953 Ankunft im Entlassungslager Tapiau (bei Königsberg).
22.12.1953 Abtransport in die DDR.
28.12.1953 Haftentlassung nach Fürstenwalde/Spree (DDR). Rückkehr nach Haldensleben. Seine Mutter stirbt ein halbes Jahr vor seiner Rückkehr.
Ab 1.4.1954 Hofarbeiter im Großhandel für Lebensmittel, Abschluss der Lehre.
1955 Heirat.
Ab 1960 Vertreter, Disponent, danach Verkaufsleiter, Großhandelskaufmann und Abteilungsleiter Verkauf.
1995 Rehabilitierung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation.
25.6.2022 Verstorben in Haldensleben. Karl Heinz Vogeley hinterlässt seine Ehefrau und drei Kinder.

Biografisches

"Redakteur: Karl Heinz Vogeley war gerade ein paar Wochen aus dem Gulag in seine Heimat nach Haldensleben zurückgekehrt, da traf er einen ehemaligen Mitschüler auf der Straße. Der lud Vogeley ein, ihn und seine Familie mal in der neuen Wohnung zu besuchen. Die beiden hatten sich zuletzt gesehen, da waren sie 16. Inzwischen war Vogeley acht Jahre im Gulag gewesen.

Vogeley: Dann bin ich dahin gekommen, er war schon verheiratet, hatte eine wunderschöne Wohnung, war voll eingerichtet, hatte einen Weihnachtsbaum, hatte schon ein kleines Mädchen. An der Wand hing ein Meisterbrief, er war Mechaniker-Meister. Da bin ich dann nach Hause gegangen. Und das war, glaub´ ich, der schwerste Gang meines Lebens. Da habe ich bittere Tränen geweint. Ich hatte nichts. Ich hatte ein Hemd überm Hintern, hatte die 50 Mark, einmal die Abfindung. Und da habe ich gemerkt, dass das Leben an mir vorbeigegangen war."

"Artour". Das Kulturmagazin des MDR, Sendung vom 12. Oktober 2010.

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