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Biografisches

"Die Verhöre fanden stets nachts über mehrere Stunden statt, mehrheitlich 4-5 Stunden. Eine starke, scheinwerferähnliche Lampe wurde auf den Häftling gerichtet. Der Untersuchungsoffizier saß hinter der Lampe im Dunkeln. Da der Häftling während des Tages in der Zelle nicht liegen oder gar schlafen durfte, wurde der Schlafentzug nach wenigen Tagen zur seelischen und körperlichen Qual. Das Schlafverbot während des Tages wurde durch die Wärter, die im Zellentrakt im Keller patrouillierten sichergestellt. Sie liefen in ihren Stiefeln auf einem Teppich, um ihre Schritte möglichst zu dämpfen und schauten in kurzen Abständen durch den 'Spion' in der Tür in die Zelle und schlugen sofort gegen die Tür, wenn sie einen Gefangenen mit geschlossenen Augen sitzen sahen.

Als weitere Repressalien wurden Einzelhaft, Essensentzug und Karzer angewandt. Im Karzer stand man, nur mit Unterhose bekleidet, in einem nicht geheizten Raum, ca. 2m x 2m groß, der durch eine Art offene Luke mit der Außenluft verbunden war. Nur kahle Wände, keine Sitzmöglichkeit. Zur weiteren 'Strafverschärfung' konnte knietief kaltes Wasser in den Raum geleitet werden. Der Gefangene wurde sich selbst über Stunden in dem Raum überlassen. Er musste, wenn nötig, seine Notdurft in das Wasser, in dem er stand, verrichten.

Der Ekel, dieser Situation ausgeliefert zu sein, die Kälte, die durch die offene Luke in den Raum drang, es brauchte kaum vorstellbare Willenskraft, den Unterstellungen und teils absurden Verdächtigungen und Anschuldigungen des Untersuchungsoffiziers nicht nachzugeben, nur um aus der Qual des tagelangen Schlafentzuges oder dem Karzer zu entkommen."

Privatarchiv Peter Eberle

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