workuta.de

Werner
Höpfner

geboren 1928
in Berlin

verstorben 2020
in Berlin

Lebenslauf

19.3.1928 Geboren in Berlin.
8.2.1944 Mittlere Reife. Danach Besuch der Privaten Vorbereitungsanstalt zum Abitur.
11.5.1945 Abholung durch drei bewaffnete Rotarmisten und einen Zivilisten von zu Hause unter dem Vorwand einer kurzen Befragung. Anschließend Untersuchungshaft in Berlin-Lichtenberg, Margaretenstraße (Außenstelle des NKWD).
18.5.1945 Verlegung in die Haftanstalt im Hochbunker in der Zwieseler Straße im Berliner Stadtteil Karlshorst.
22.6.1945 Verlegung in das ehemalige Olympische Dorf bei Elstal (Haus Essen).
1.8.1945 Verurteilung durch ein Sowjetisches Militärtribunal nach den Artikeln 58-8, 58-9 und 58-11 des StGB der RSFSR zu 15 Jahren Arbeitslager. Zunächst Haft im ehemaligen Olympischen Dorf bei Elstal.
8.8.1945 Transport in das Gefängnis in Frankfurt/Oder (SBZ).
4.9.1945 Transport in die Sowjetunion, nach Inta in der Komi ASSR.
21.10.1945 Ankunft in Inta (ca. 250 km südlich von Workuta). Zwangsarbeit im 1. OLP/Inta (1. Lager-Außenstelle).
3.5.1946 Verlegung ins 6. OLP.
27.3.1948 Verlegung ins 2. MinLAG.
19.6.1948 Verlegung ins 5. OLP.
1.7.1953 Transport von Inta ins Gefängnis in Tapiau (Ostpreußen).
23.12.1953 Rücktransport nach Frankfurt/Oder (DDR).
27.12.1953 Ankunft in Frankfurt/Oder.
28.12.1953 Entlassung aus dem Lager Fürstenwalde/Spree (DDR).
Januar 1954 Übersiedlung nach West-Berlin.
1954 Verwaltungsangestellter beim Arbeitsamt Berlin-Süd und freiberuflicher Sport-Journalist.
1960 Dienstantritt bei der Kriminalpolizei. Heirat.
1980 Als Kriminalhauptkommissar Initiator der "Dualen Generalprävention bei Sexualdelikten an Kindern". Vorträge in Grundschulklassen und vor Pädagogen, bei Elternversammlungen in Schulen und Kitas.
1988 Studienreiseleiter u.a. bei Intercontact (Bonn) und Studiosus (München). Schwerpunkt Osteuropa und Zentralasien. Diverse Vorträge in der Urania und im Literaturhaus in Berlin.
5.2.2020 Verstorben in Berlin. Werner Höpfner hinterlässt seine Ehefrau und eine Tochter.

Biografisches

"Seit zwei Tagen quält sich unser Transport weiter in Richtung Norden. Die klirrende Kälte ist es auch, die uns von unserer Läusejagd abhält. Unsere Wachmannschaft lässt sich kaum noch blicken, die früheren Zählappelle werden in den letzten Tagen gar nicht mehr durchgeführt. An Verpflegung ist Trockenbrot das einzige, was uns bei gelegentlichen Stopps in den Waggon gereicht wird. Der dürftige Bodensatz unseres Wasserfasses ist schon seit einigen Tagen gefroren. Es scheint den Teilnehmern der 1. Frankfurter Etappe wohl bestimmt zu sein, diese Todesfahrt in die Eiswüste nicht zu überleben. Wir machen uns jetzt keine Illusionen mehr, denn wir alle wissen, dass wir unter den gegebenen Umständen vielleicht noch 48, höchstens 72 Stunden zu leben haben. Als unser Zug am Abend des 21. Oktober 1945 zum Stehen kommt, ahnen wir noch nicht, dass wir das Ziel unserer Reise (GULag/Inta bei Workuta) erreicht haben."

"Unmittelbar nach meiner Rückkehr nach Deutschland – also in den ersten Januartagen 1954 – wurde ich durch Zufall Ohrenzeuge eines Gesprächs, das Mama mit unserer Nachbarin hatte: 'Wissen Sie, Frau Rünger, ich habe festgestellt, unser Werner hat in Russland das Lachen verloren.'

3.153 Tage und Nächte in Unfreiheit zu verbringen, ist sehr bitter und hart; aber sein Lachen zu verlieren ist wohl die schlimmste Strafe, die einen Menschen treffen kann. Härter als 15 Jahre Arbeits-und Erziehungslager. Und deshalb fällt es mir auch heute noch immer schwer zu lachen."

Höpfner, Werner: Glück gehabt – trotz allem, Berlin (Selbstverlag) 2013,
S. 75f. u. S. 236.

workuta.de