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Biografisches

"'Der Mensch soll nicht unterdrückt sein, sondern frei', hatte ihn die christlich-liberale Erziehung zu Hause gelehrt. Deshalb stand er den Nationalsozialisten, aber auch den Kommunisten gleichermaßen ablehnend gegenüber. [...] Aus diesem Grund trat Dietrich Schopen Ende 1949 in die LDPD ein. Es wurde heiß diskutiert in dieser liberal-demokratischen Partei über den Westen, die Freiheit und am Ende auch über freie Wahlen. [...] Im Laufe des Frühjahrs 1950 wurde Dietrich Schopen von seinem Mitschüler Wolfgang Strauß angesprochen, ob er sich an gewissen Aktionen beteiligen wolle. Die Ablehnung des Kommunismus, so Schopen, habe sie verbunden. Doch an Sabotage oder gar Spionage hat er nicht gedacht. [...] Sie schlichen sich zu zweit oder dritt nachts heimlich mit Kleister und Pinsel aus ihren Zimmern und dekorierten die Stadt mit Flugblättern und Plakaten. [...] Die Handzettel wurden sogar in Großaktionen mit Raketen verteilt. Die eine startete am 24. Mai 1950 in einem Sandkasten vor dem Bahnhof in Schwerin. Im Bericht des MfS vom 7. Juli 1950 steht: 'In etwa 100 Meter Höhe gab es einen Knall und Sekunden später flatterten Hunderte von Handzetteln auf den Platz nieder. Durch Alarmierung der Polizeireviere konnten ca. 400 bis 500 Hetzschriften sichergestellt werden. Um 22.30 Uhr explodierte am Domplatz eine zweite Rakete, bei der ebenfalls ca. 400 bis 500 Hetzschriften verstreut wurden.' Dass das, was sie taten, gefährlich war, wusste Dietrich Schopen. Dass er mit seinem Leben spielte, nicht. In den Flugblättern wurde zum Widerstand aufgerufen, zu politischem Ungehorsam und dazu, westliche Rundfunksender zu hören. Doch nicht dazu, Sabotageakte zu begehen oder die sowjetische Besatzungsmacht anzugreifen. Auf dem Flugblatt 'Sinnvoller Widerstand' hieß es am Schluss: 'Unser Ziel: Der Sieg der Menschlichkeit in einem freien Deutschland, das gleichberechtigt in dem geeinten, seinem Kulturerbe verpflichteten Europa steht.'"

Geipel, Ines/Petersen, Andreas: Black Box DDR - Unerzählte Leben unterm SED-Regime, Wiesbaden (marixverlag) 2009, S. 49ff.

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